Ende Februar 2023

Drehscheibe und Ringlokschuppen für den Anhalter Bahnhof in N

Drehscheibe

Im Vorbild hatte der Anhalter auf der gegenüberliegenden Seite des Landwehrkanals etliche Abstell- und Rangiergleise sowie zwei aneinander gebaute Ringlokschuppen. Davor waren eine 20m und eine 23m Drehscheibe verbaut.


Bilder aus Gottwald. Links Zustand etwa 1883 noch mit kleinem Schuppen 1a und gleichlangen Schuppengleisen zwei 12.5m Drehscheiben, rechts 1912 mit eilweise verlängerten Schuppengleisen

Umgerechnet auf 1:160 wären das Bühnenlängen von 125 und 144mm.

Im Fundus habe ich zwei europäische/UK Digital-Drehscheiben (also echt digital: mit dem Finger zu schieben) mit 151mm Bühnenlänge (entspr. 24.16m). Die würde hier also wunderbar hinpassen. Eime von beiden habe ich sogar vor Jahren schon mit einem Servo als Antrieb versehen, aber noch keine Steuerung dafür gebaut.

Weiterhin hдtte ich auch noch eine große US-Drehscheibe (auch als Hand-Drehscheibe; allerdings mit der mitgelieferten Seiltrommel-Fernsteuerung; von Heljan?), die mir mein Modellbahnhändler mal geschenkt hatte, weil er sie auch nach Jahren nicht verkauft bekommen hatte.

Ringlokschuppen

Der doppelte Ringlokschuppen im Original ist sehr imposant; allerdings auch so groß, dass ich ihn in seiner Fülle so nicht auf meiner Anlage werde darstellen kцnnen.


Blick auf das Mittelgebäude, das beide Ringlokschuppen verbindet. Man sieht die Fronten beider Schuppen

Beide Schuppen plus Mittelgebäude sind ca. 200m breit. Das wären auf der Anlage stattliche 1.25m alleine für die Schuppen!

Allerdings gibt es einen optisch auf den ersten Blick recht ähnlich aussehenden 6-ständigen Ringlokschuppen von Heljan - oder besser gesagt: den gab es von Heljan, die Formen wurden von Walthers aufgekauft und der Bausatz unter der Marke Cornerstone vertrieben. Aber auch das ist Geschichte. Heute bekommt man ihn mit etwas Suche evtl. noch manchmal in der Bucht. Ich hatte einen Satz schon vor Jahren zusammen gebaut.

Passen beide zusammen?

Wenn die Drehscheibe auch passt, bleiben trotzdem ein paar Fragen offen, die geklärt werden mьssen, bevor es ans Zusammenbauen von beiden Einheiten geht. Die Fragen -und Antworten> ergeben sich aus der Geometrie.

< h3>Wesentliche Abmessungen des Lokschuppens

Da die Anleitung nicht mehr aufzufinden ist, müssen die wesentlichen Maße vom Modell abgenommen werden. das sind:


Auch bei der Drehscheibe finde ich die Anleitung nach etwa 20 Jahren schon nicht mehr. Also auch hier:

Die wesentlichen Maße der Drehscheibe


Nun kommen noch die Gleise

Bei 9mm Spurweite (Innenmaß) sind die Schienenaußenkanten 11mm voneinander entfernt.

Mathe und Trigonometrie

Und schon geht die Rechnerei los:

Bei 311mm Abstand des Lokschuppens vom Drehpunkt und einer Brückenlänge von 151mm (kleine Peco Drehscheibe) bleiben 235.5mm Gleis zwischen Schuppen und Scheibe. Das reicht, um dort auch eine lange BR01 schön vor dem Schuppen abzustellen und trotzdem die Türen noch öffnen und schließen zu können.

Mit 151mm Brückenlänge hat die Drehscheibe einen Umfang von 474mm.

Bei einer Teilung von 7.5° ergibt das 48 mögliche Abgänge. Mit einem Abstand der Gleisaußenkanten (zwei benachbarte Gleise dürfen sich ja nicht berühren; sonst gibt es einen Kurzen) braucht man aber einen Umfang von 48 * 11 = 528mm. Die Drehsheibe ist also zu klein, um 7.5° Abgänge zu unterstützen. Aber wieviele Abgänge könnte sie unterstützen? 474mm/11mm = 43 Abgänge. Diese dürfen 360°/43 also etwa 8° Teilung aufweisen.

Was brächte man denn für eine 7.5° Teilung für eine Brückenlänge? Wie bräuchten ja einen Umfang von 528mm. Das gibt nach Teilung durch Pi eine Brückenlänge von 168mm. Beim Vorbild wären das 26.89m. Das entspräche in etwa der spätern großen Einheitsdrehscheibe von 26m (die kleinere war 23m; davor waren die Einheitsgrößen 20m und 23m).


Plan etwa aus dem Jahr 1943. Man erkennt die 23m und die 20m Drehscheibe ,die zu dem Zeitpunkt aber schon gegen eine 23m Schibe ausgetauscht war (um Details zu sehen, bitte das Bild anklicken)

Mist! Um ein popeliges halbes Grad passen also Drehscheibe und Lokschuppen nicht zueinander. Nun ist guter Rat gefragt. Folgende Optionen gibt es:


Für den letzten Punkt gibt es auch wieder unterschiedliche Möglichkeiten. Auf jeden Fall haben wir mal eine Frontbreite von 41mm. Das will bedacht werden.


Bei einem dreiständigen Schuppen fällt beides nicht auf, ein sechsständiger überstreicht aber immerhin schon 45В°. Wenn ich doch irgendwann mal vorhaben sollte, noch mehr anzubauen, werden beide Varianten komisch aussehen; es ei denn, ich mache kleine Ausgleichsstücke zwischen je zwei 6er Schuppen.

Ich werde also mal beide Varianten aufzeichnen, aufstellen, anschauen und ggf. mal die ein oder andere lange Tenderlok bzw. langen Personenwagen über die Knicke an den Schuppentoren fahren, um zu sehen, ob das a) optisch halbwegs passt und b) ob das betriebssicher ist. Da darf nichts an den Schuppentoren hängen bleiben.



Einen Tag später:

Schnell mal den großen Zirkel ausgepackt und Drehscheibe und die beiden möglichen Positionen des Lokschuppens angezeichnet. Dann den Lokschuppen aufgesetzt und die Positionen der Tore und Gleismitten angezeichnet. Vom Mittelpunkt der Drehscheibe aus dann 8° Teilungen für die Brückenpositionen eingezeichnet. Ebenfalls vom Mittelpunkt und einem um die oben berechneten 17mm Versatz verschobenen zweiten Mittelpunkt die Gleislagen in den beiden Lokschuppenpositionen angezeichnet. Da ich den Schuppen schon zusammengebaut hatte, konnte ich leider nicht die Grundplatte alleine auflegen; aber kein Problem.



Wird der Schuppen an Originalposition belassen, ergeben sich zwei Knicke, wobei der erste genau am eh kritischen Übergang von Scheibe zu Gleis liegt. Um hier keinen Knick zu haben müsste also eine S-Kurve im Bereich zwischen Scheibe und Schuppen gelegt werden. Das sieht doof aus, deshalb habe ich davon nicht mal ein Foto gemacht.

Die zweite Variante ist dann die mit näher herangeschobenem Schuppen. Man kann dann die Gleise radial bis an den Schuppen heranlegen und macht erst in letztem Augenblick einen Knick in den Lokschuppen hinein.



So, wie angezeichnet verläuft das untere Gleis gerade, und das obere muss geknickt werden (siehe linkes Bild). Ließe man die mittleren Gleise (fast) gerade verlaufen, so müssten die äußeren nur die Hälfte der dargestellten Winkel gebogen werden. Das fällt dann kaum noch auf. Überhaupt fällt es sowieso nur auf, wenn man entlang der Gleise in den Schuppen hinein blickt (rechtes Bild), oder von oben sich den Bereich direkt vor den Toren peinlich genau anschaut.

Aber auch dafür ist mir Abhilfe eingefallen. Wenn man ein ganz klein wenig schummelt und die Ausschnitte der Gleise in der Grundplatte etwas nach hinten hin und außen aufweitet (kleine silberne Markierungen im Foto), dann kann man die Gleise komplett radial und gerade bis in den Schuppen hinein ziehen. Im Schuppen selber fällt die leicht schiefe Lage de Gleise dann gar nicht auf; es sei denn, man möchte das Dach abnehmbar gestalten; aber dafür ist es bei meinem schon zusammen gebauten Schuppen eh zu spät.



Und was ist, wenn ich den Schuppen doch mal erweitern will? Da es den Schuppen immer seltener 2nd Hand als Bausatz und wenn überhaupt, dann meist weniger sauber zusammengebaut gibt, wird sich dieses Problem in dieser Form sowieso nicht stellen und ich werde mir dann die Teile selber drucken müssen. Dann kann ich sie auch so entwerfen, dass sie perfekt auf einen 8° Winkel abgestimmt sind. Also Fronten gleich lassen und die Rückseiten leicht spreizen. Das sollte dann optisch nicht wirklich auffallen.


FF ein paar Monate

Der Anhalter nimmt Gestalt an, das Gleisvorfeld ist fast fertig. Um jetzt einen Probebetrieb machen zu können, muss schnell eine Kehrschleife aufgebaut werden, aber damit kommen die Zügen nur aus dem bahnhof raus und Lok voran wieder hinein. Wenn der Zug abgezogen wird, bleibt eine Dampflok immer noch Kessel voran stehen und muss umgedreht werden. Die Drehscheibe ist also dringend erforderlich.

Irgendwie nerven mich die engen GLeisabgänge und die kurze Brückenlänge der Peco Drehscheibe doch etwas. Wenn schon dann richtig. Also habe ich mir kurzehand selber eine Drehscheibe entworfen und ausgedruckt. Von der größe her so, dass sie sich auf dem Druckbett des Enders noch problemlos ausdrucken lässt. Mit 18cm Brückenlänge und einem Aussendurchmesser von 19cm noch gut machbar. 9h später ist sie fertig:


Das wären beim Original etwa 27.6m Brückenlänge. Etwas mehr als bei der 26 m Scheibe, aber dann habe ich mit dem leicht größeren Durchmesser bei den Gleisanschlüssen nicht das Problem, dass sich zwei Schinenestränge berühren und einen Kurzschluss auslösen könnten, wenn sie etwas unvorsichtig verlegt sind und es ergibt sich kein krummes Maß im metrischen System. Bei 170mm Brückenlänge kämen sich die Schienen hingegen bedrohlich nahe und müssten zumindest außen an den Füßen exakt nachgearbeitet werden.

Ich habe in der Grube Befestigungen für eine große oder eine kleine Servoplatte oder Befestigung für einen Schrittmotor vorgesehen und zwei Löcher für die Stromzuführung. In den mittleren Ring kann eine Pertinax Platte eingelegt werden, um einen Ring oder zwei Halbkreise für die Stromschleifer zur Brücke unterzubringen.
Außen verläuft wie bei dem kleineren Peco Original die "Schiene", auf der die Drehscheibe läuft.


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2000- Dr. Martin Bultmann