Anhalter Bahnhof in N

Ahnalter Bf, Einfahrtportal, roh

Vorgeschichte
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Die Vorgeschichte

In der Miba 8/97 las ich einmal einen Artikel über den Anhalter Bahnhof: "Der Anhalter Bf als Anlagenthema: Teil-Traum im Bau". Dort baute Oliver Schnädelbach das Einfahrtportal und den ersten Teil der Bahnsteighalle in der Nenngröße H0 nach. Grundlage hierfür war ein Papier-Bastelbogen von Otto's Fibelverlag in Berlin.

Der Artikel und vor allem der nachgebaute Gebäudeteil beeindruckten mich sehr und so war dann schnell der Entschluß gefaßt: Den hätte ich gerne in Spur N und zwar vollständig!

In der Miba war leider keine Anschrift oder Telefonnummer des Verlages angegeben damit ich mich hätte erkundigen können, ob eine maßstäblich verkleinerte Version in Nenngröße N erhältlich ist. Leider waren auch Telefonbuch, Gelbe Seiten und Internet nicht hilfreich, sodaß ich schließlich meine Schwester losschickte, die günstigerweise in Berlin wohnt.

Kurz nach meinem Geburtstag im Jahre 1999 kam dann eine dicke, mehrere Kilo schwere Rolle per Post und eine kleine  Geschichte hierzu lag bei:

Auch meine Schwester hat im Telefonbuch nicht viel gefunden aber durch Hörensagen erfahren, daß der Verlag früher mal in der Arenshooper Zeile gewesen sei. Daraufhin ist sie dorthin gefahren, die Straße abgelaufen und hat tatsächlich noch ein altes Schild mit der Aufschrift "Otto's Fibelverlag" gefunden. Nach längerem Klingeln öffnete ihr ein altes Mütterchen und als meine Schwester ihr Begehr kundgetan hatte, sagte die ältere Dame, daß der Verlag schon länger nicht mehr existierte. Meine Schwester wollte schon umkehren als sie erfuhr, daß die Restbestände noch im Keller lagern würden. Dort erhielt meine Schwester dann einen kompletten Satz, der aus einer sehr schönen Gleisplanübersicht, über 20 Bastelbögen im Format 100cm * 86cm und einem Fenstersatz (bedruckte Folien und Transparentpapier) zzgl. Bastelanleitung bestand.

Da die Bastelbögen leider nur in N erhältlich waren, ergab sich nun die Frage, wie ich vorgehen sollte.

Eine Möglichkeit wäre, die Bögen maßstabsgetreu zu verkleinern. Hierbei ist wichtig, daß die Kopierer in x- un in y- Richtung in exakt gleichem Maßstab verkleinern (das machen nämlich wider erwarten nicht alle Kopierer).

Die andere Möglichkeit ist, die Pläne nur dazu zu verwenden, die Maße abzunehmen und alles komplett im Eigenbau zu erledigen.

Ich entscheide mich nach langem Hin und Her für die zweite Möglichkeit, denn zum einen ist es sehr schwer, Kopierer aufzutreiben, die dieses unmögliche Vorlagenmaß in einem Zuge kopieren können; und Stückeln wollte ich vermeiden (Von den hohen Kopierkosten will ich erst gar nicht schreiben). Zum anderen entsteht hierdurch eine recht plane Fassade, auf die die Ornamente ja nur aufgezeichnet sind. Um eine dreidimensionale Fassade zu erhalten ist also in jedem Falle viel Handarbeit gefragt. Weiterhin muß die Kopie sowieso auf Karton, Holz oder einen anderen Träger aufgezogen werden, um genügend Stabilität zu erhalten. Ein Befestigen mit Weißleim würde zu einem leichten Aufweichen und Quellen des Papiers führen, was die Maßhaltigkeit beeinflussen würde, Sprühkleber bieten in meinen Augen nicht die gewünschte Haltbarkeit.

Der "Anhalter" entsteht

Zunächst werden eine Reihe von Maßen abgenommen, in ein Tabellenkalkulationsprogramm übertragen und umgerechnet.

Auch in Spur N sind die Ausmaße noch gewaltig: Innenmaße der Bahnsteighalle: 33cm * 100cm, Außenmaße des Bahnhofsgebäudes: ca. 60cm * 120cm. (Anmerkung: Lt. Originalplan [1] beträgt die Breite zwischen den Wänden im Original 60.72m. in N wären das dann ziemlich genau 380mm. Der skalierte Plan von Ottos Fibelverlag kommt allerdings auf 33.0cm. ich werde bei letzterem bleiben, da ich aus Ottos Plänen viel besser Maße abnehmen kann, als auf den wenigen Originalansichten und Fotos)

Einige Maße ändere ich bewußt ab: Die Bahnsteighöhe über Gleisbettunterkante wird von 3 auf 10mm erhöht und die Bahnsteige werden zu Lasten des Kopfbahnsteiges um einige Zentimeter verlängert. Dies erscheint mir im Hinblick auf möglichst große Gleislänge tolerierbar; schließlich ist der gesamte Bahnhof in N 1.2m lang, die effektive Gleislänge ist ca. 90cm. Ein paar Zentimeter mehr Gleis schaden da nicht.

Im Frühjahr habe ich mir bei einige Platten Kapa-Line besorgt, einen Hartschaum, der beidseitig mit Karton kaschiert ist.

Weiterhin habe ich mir einen Block 20mm starker Styrodurplatten besorgt, um daraus a) Gelände für meine Module zu formen und b) um daraus Teile der Fassade meines Anhalter Bahnhofs zu bauen.

Die Bahnsteigebene

Nun (4.9.2000) geht's los: Aus 2cm dickem Styrodur wird die Bahnsteigebene ausgeschnitten. Da die Bahnsteigebene jedoch 2.6cm über der Unterkante liegen soll, muß die Styrodurplatte noch 6mm hochgesetzt werden. Dies wird an geeigneter Stelle durch Unterfütterungen erfolgen.

Am 5.9.2000 habe ich dann leider festgestellt, daß die breite Holzlatte, an der entlang ich die Schnitte ausgeführt habe, krumm war. Also flugs die Latte entsorgt und eine lange und vor allem gerade Stahlschiene besorgt. Da die Styrodurplatte durch die Holzlatte glücklicherweise einen Bogen nach außen -und nicht nach innen- bekommen hat, läßt sich daß Malheur unproblematisch beheben. Jetzt ist die Grundplatte jedenfalls gerade.

In dieser Grundplatte sind die Gleise naturlich versenkt eingelassen. Um dies nachzubilden, zeichne ich den Gleisbettverlauf auf die Platte auf und schneite entlang dieser Kanten die Platte vollständig mittels Bastelmesser und Skalpell durch. Die 2cm dicken Gleisbetten werden nun entnommen und auf eine Dicke von 1.6cm gebracht. Hierdurch werden später die Gleisbetten auf der Bodenplatte aufliegen und den gewünschten einen Zentimeter Differenz zur Bahnsteigoberkante aufweisen.

Einfahrtportal

Als nächstes (9.9.00) ist das Einfahrtportal an der Reihe. Da sich eine Dicke von 26mm errechnet, bietet es sicvh an, dieses Portal als Sandwich aus zwei 3mm Kapa-Platten und einer dazwischenliegenden 20mm starken Styrodurplatte zu bauen. Dieses Dreigespann wird zunächst mit je drei kleinen doppelseitigen Klebestreifen (diejenigen, die man zum Einkleben von Fotos in Alben verwendet) miteinander gegen Verrutschen gesichert. Anschließend wird mit Bleistift auf beiden Seiten die Silhouette aufgetragen. Mit Stahllineal (bei den Bögen auch mit freier Hand) und einem spitzen und scharfen Skalpell werden nun zunächst die Kapa-Platten geschnitten. Hierbei ritzt die Skalpellklinge gleich die Styrodurplatte mit an. Nach Entfernen der Kapa-Platten kann dann das Styrodur entlang dieser Linien geschnitten werden. Zunächst habe ich versucht, eine Dekupiersäge einzusetzen, mußte dann aber schnell feststellen, daß das Ergebnis mittels Skalpell wesentlich besser ausfällt.

Die Pfeilerfüße

Im unteren Bereich sind die Pfeiler des Portales erweitert. Daher ritze ich in 6.5cm Höhe die Rückseiten (nicht durchritzen bis zur Vorderseite!) der Kapa-Platten ein und biege die unteren Bereiche nach vorne. Um die richtige Steigung einzuhalten, werden in Bahnsteifebene 3mm starke und am Pfeilerfuß 5mm starke Kapa Streifen hinterklebt.

Der Fensterbereich

Die Fenster sollen hinter die Öffnungen geklebt werden, doch auch die Öffnungen sollen ein wenig hinter der Fassadenvorderseite zurückstehen. Daher wird am 11.9.00 aus den Kapa-Platten der Bereich der Fenster komplett ausgeschnitten, um ihn an der Außenseite etwas und an der Halleninnenseite merklich zurücksetzen zu können. Hierbei stört natürlich das Styrodur aufgrund seiner Materialstärke, denn der Fensterbereich soll nur ca. 6mm stark werden und darf dann nur noch aus den beiden Kapa-Platten bestehen. In der mittleren Styrodurplatte wird dieser Bereich also auch komplett herausgeschnitten. Aus dem Fensterbereich werden nun die einzelnen Fenster mit dem Skalpell vorsichtig herausgeschnitten.

Ein kurzes Intermezzo

So langsam muß ich mir um die Gestaltung der Türen und der Fassadenornamente Gedanken machen. Da ich keine Lust habe, jedes Gefach, jede Tür und jeden sonstigen Schnickschnack einzeln anzufertigen, möchte ich Formen erstellen und darin die benötigten Teile anfertigen.

Daher probiere ich zunächst erst einmal folgendes anhand von zwei Gefachen und einem Ornament:

Die Teile werden zunächst aus Polystyrol gefertigt. Anschließend wird jedes Bauteil auf eine wesentlich größere Polsytyrolplatte mittig aufgeklebt. Nach dem Trocknen wird eine etwa 3mm dicke Schicht aus Modelliermasse aufgebracht, wobei darauf geachtet wird, daß auch alle kleinen Fugen mit Modelliermasse gefüllt sind. Hierzu ist ein gewisses Maß an Druck erforderlich und die Modelliermasse sollte für diesen Zweck weich genug sein. Ich habe mich daher für Efaplast entschieden. Oben drauf wird nochmals eine Polystyrolplatte gelegt, denn die Rückseite der Form soll eine ebenen Fläche bilden, damit sie später beim Hereindrücken des Formlings aus Modelliermasse nicht zerbricht.

Dieser "Doppeldecker" wird nun für einige Stunden belastet damit die Rückseite auch wirklich eben wird. Anschließend ziehe ich die obere Polystyrolschicht wieder ab, um ein schnelleres Trocknen zu gewährleisten, welches über Nacht erfolgt.

13.9.2000: Heute morgen habe ich die Urmodelle aus den Formen herausgeholt. Da dies etwas schwierig war, will ich beim nächsten mal die Urmodelle mit etwas Trennmittel (dünnflüssiges Paraffin) einpinseln bevor ich die Form aus Modelliermasse aufdrücke.

Die Formen sehen für den ersten Versuch wider Erwarten sehr gut aus. Natürlich probiere ich gleich zwei Gefache darin herzustellen, doch vorher pinsele ich die Formen mit Trennmittel aus. Da dieses recht schnell von der Modelliermasse aufgsesaugt wird, habe ich mich dazu entschlossen, mit dem Airbrush etwas Acryl-Lack auf die Form aufzutragen, um die Poren der Modelliermasse zu schließen. Nun trage ich nochmals Trennmittel auf und gebe unter Druck Modelliermasse in die Form. Überschüssige Modelliermasse wird weitestgehend entfernt, kleinere Überschüsse werden nach dem Trocknen weggeschliffen.

Die Vorderfassade

15.-17.9.2000: Jetzt komt die Frontfassade der Bahnhofshalle dran. Sie ist etwas komplizierter und wird im wesentlichen aus Kapa-Platten aufgebaut werden. Schon die der Halle zugewandte Seite hat es mit den vielen Bögen, Fenstern und Türen in sich. Inzwischen habe ich jedoch eine neue Methode ersonnen, um die Fensterbögen schnell und sauber herauszuarbeiten. Hierzu werden die Fenster im Bogenbereich nur grob ausgeschnitten; der Rest wird weggeschliffen. Dazu habe ich die Bohrmaschine mit einer Schleifpapierwalze versehen und in den Bohrständer eingespannt. Mit dieser Methode werden die Bögen gleichmäßiger als wenn sie mit dem Skalpell geschnitten werden. Die unweigerlich "hervorquellenden" Papierreste werden mit 400er Schleifpapier entfernt.

Vor die Wand wird noch ein großer Bogen vorgesetzt, um Dreidimensionalität zu erreichen. Auf der anderen Seite ist in einiger Entfernung die nach außen gerichtete Fassade zu errichten. Auch hier soll der äußere Teil etwas vor dem Fensterbereich vorspringen. Auf die Rückseite des Fensterbereiches sollen einmal die Fenster aufgeklebt werden. Da die er Bereich später bei abgenommenem Dach einsehbar sein wird, wird auf der Fensterrückseite eine weitere Wand vorgesehen. Hierdurch ergibt sich dann auch eine vorbildähnliche Mauerstärke von ca. 1m beim Vorbild.

Der Bereich zwischen der Außenfassade und der dem Halleninneren zugewandten Mauer wird auch ausgestaltet. Eine Zwischendecke ist einzuziehen und im Bereich der seitlichen Türme zu begrenzen. Zusätzlich sind noch Stützbögen einzubringen, die jedoch nicht bis zur Deckenwölbung reichen sondern schon in verhältnismäßig geringer Höhe enden.

Das bisherige Arrangement wird nun erst einmal provisorisch aufgebaut und "abgeknipst".

Anhalter Bf, Gesamtansicht

Natürlich kann ich es mir wieder einmal nicht verkneifen schon mal ein paar Flexgleise einzulegen und Züge aufzustellen, um mir die Gesamtwirkung mal einzuverleiben. Sieht schon gut aus, oder?

Anhalter Bf, Einfahrtportal

Demnächst dem Baufortschritt entsprechend mehr...

Hintergrundinfos zum Anahlter Bahnhof

Materialien

Zeitsprung 1

Als 2002 unsere Tochter geboren wird, weicht natürlich das Modellbauzimmer dem Kinde, der Anhalter ist zu groß für Umzugskisten und das Ausschleifen der Kappa-Platten für Aussparungen wie Fenster etc. hatte nicht so gut funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte. Der Anhalter hat es physisch nicht überlebt, der Wunsch danach aber schon. So war das Dornröschen-Projekt war nicht tot sondern nur auf Eis gelegt.

Zeitsprung 2

3D Druck

Als dann so gegen 2008 3D Druck erschwinglich wurde, habe ich mir auch einen Drucker zugelegt. Zunächst wurden die Pfeiler der Seitenwände konstruiert, dann die Mauern zwischen den Pfeilern. Das lässt sich nun alles im Gegensatz zu dem Papierbausatz herrlich dreidimensional strukturieren. Aber irgendwie bin ich nie über die Seitenwände herausgekommen, denn die Stirnseiten machten immer Probleme. Einerseits sind sie viel zu groß, um sie am Stück drucken zu können und andererseits hatte der druckbare Kunststoff damals das sehr große Problem, bei größeren Flächen zu warpen, d.h sich schon während des Druckes zu verziehen. Und die Portale sind nun mal große Flächen ohne natürliche Unterteilung.

Zeitsprung 3

Kaum 20 Jahre nach der ersten Idee bekam ich einen ausrangierten 3D Drucker geschenkt und verfiel der Idee, diesen in eine 3D Fräse umzuwandeln. Damit sind dann auch einige Modellboote entstanden. Da die Dauerbaustelle Anhalter immer noch rief, habe ich dann 2020 wieder anfegangen, weiter zu bauen. Davon soll nun berichtet werden, wenn es etwas nennenswertes gibt.

Was in der Zwischenzeit noch geschah

Ich habe so ca. 2016 auf einer Modellbauausstellung nochmal einen Plan des Anhalters von Ottos Fibelverlag erstehen können. Diesmal in Z, da es nur weniger und kleinere Bögen sind als bei N. Da die Pläne kleiner sind, sind sie auch übersichtlicher, handlicher und lassen das Abnehmen der Maße besser zu.

Meine Seitenpfeiler sind 16mm dick und haben unten eine Aussparung von 4mm Breite (soweit stehen die Pfeiler gegenüber der Mauerwand in die Bahnhofshalle hinein), um die Bahnsteigebene aufnehmen zu können. Deren Oberkante liegt 22mm über der Unterseite der Pfeiler, welche meine Nullebene darstellt.

Ich verwende inzwischen Kato Schienen (die kommen ja bekanntlich schon mit einem Gleisbett daher), die eine Höhe von 8mm zur Schienenoberkante SOK haben.

22.5.2020

Ich habe nach Durchsicht der Pläne und Abmessung der Wagenkästen auf den Schienen folgende Dimensionen für die vertikale Lage von Auflage und Bahnsteigoberkante BOK festgelegt:

Ich werde mir also als Querträger ein paar "Kämme" fräsen, auf denen die Bahnsteig- und die Auflagebretter ruhen können - 18mm hoch mit Aussparungen runter auf 5mm. Bleibt die Frage nach Lage und Breite der Aussparungen.

Die Bahnsteighalle wird nach Plan in N 330mm breit.

Die Abstände in mm im Einfahrtsportal sind

bzgl. der Bögen


23 (Wand), 84 (Bogen),16 (Pfeiler), 84 (Bogen), 16 (Pfeiler), 84 (Bogen), 23 (Wand)

bzgl- der Aussparungen für die Gleise

23+15, 54, 15+16+13, 58, 13+16+13, 58, 13+23

Die fett gedruckten Zahlen geben die lichte Breite der Aussparung an. Wenn an den Seiten mit 4mm Sperrholz verkleidet wird, muss hier natürlich noch die Materialdicke berücksichtigt werden.

Die Aussparungen sind deswegen nicht gleich breit, da die linken zwei Gleise engen beieinander liegen (4mm zwischen den Kato-Gleisbetten) und keine Überfahrt zwischen den Gleisen möglich ist. Bei den anderen beiden Bögen beträgt der Abstand die Kato-üblichen 33mm, die Gleise leigen damit 8mm auseinander - ergibt also 4mm mehr Breite. Beim Original war es ähnlich.





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