Tuning der Kato Weichen #4

Das Problem

Die Kato #4 Weichen sind, wie man den Berichten in diversen Newsgroups entnehmen kann, Quell steter Entgleisungsfreude. Diese Freude wurde mir auch zuteil nachdem ich die Weichen gekauft hatte und bevor ich auf die Berichte in den Newsgroups gestoßen bin.

Abhilfe schafft hier in einem begrenzten Maße schonmal das Zurechtbiegen der Zungen: Dort wo die Zungen in Herzstücknähe gelagert sind können die Räder im Normalzustand ggf. stumpf auf die Schienen stoßen und werden dadurch angehoben, sodass Entgleisungen die Folge sind. Biegt man die Zungen ganz leicht nach aussen (Vorsicht, nicht zu viel), so tritt schonmal leichte Besserung auf; aber es ist immer noch nicht perfekt.

Nachdem ich diese Maßnahme ergriffen hatte, entgleiste bei mir dennoch sehr oft der Erste Personenwagen hinter dem Tender einer Dampflok. Dies insbesondere dann, wenn die Weiche in Geradeausstellung(!) passiert werden sollte, von der Zug von einer geraden Strecke kam und weiter geradeaus fahren sollte.

Analyse

Eine genauere Untersuchung zeigte, dass der Tender die Zunge von der Schiene nach innen abzog. Eine sehr merkwürdige Geschichte. Noch näheres Analysieren ergab dann, dass

  1. der Antrieb im Tender sitzt
  2. der Tender über vier Haftreifen verfügt
  3. die Haftreifen geringfügig schmaler sind als die Rillen in den Rädern
  4. der Spalt zwischen Haftreifen und Rad die Zunge einfängt
  5. das Radsatzinnenmaß beim Tender so klein ist, dass regulär ca. 1mm seitliches Spiel möglich ist
  6. hierdurch die Zunge nach innen gezogen werden kann, die
  7. so lang und
  8. mit sowenig Kraft gegen die Schiene gedrückt wird,

dass letztendlich der nachfolgende Wagen eine fast auf Abzweig stehende Weiche vorfindet. Das ist schlecht.

Nun gibt es mehrere Möglichkeiten, das Problem zu beseitigen:

  1. Neue, breitere Haftreifen für die Lok
  2. Radlenker in Höhe der Zunge, sodass der Tender und mit ihm dann letztlich auch die Zunge zur richtigen Seite gedrückt wird
  3. Radsatzinnenmaß ändern
  4. die Zunge kräftiger gegen die Schiene pressen

Während Lösung 1 und 3 an der Lok - und damit an jeder(!) Lok - durchzuführen wären, sind Lösungen 2 und 4 einmalig pro Weiche anfallende Tätigkeiten. Da auch die gleiche Problematik bei anderen Weichen nicht auftritt - nichtmal bei Katos Weichen #6 und dem Hosenträger - verbietet sich eigentlich auch eine symptomatische Behandlung der Loks. Stattdessen soll der Wurzel des Übels an den Kragen gegangen werden

Radlenker im Zungenbereich sind einerseits unüblich und andererseits könnten sie neue Probleme aufwerfen. Bleibt also der Anpressruck.

Weil das Problem ja bei den Kato Weichen mit den längeren Zungen nicht auftritt, habe ich kurzehand mal eine kurze Weiche und den Hosenträger geöffnet und seziert. Sehr unterschiedlich sind die Federstahldrähte ausgeführt: In der kleinen Weiche ist ein bronzefarbener Federdraht von 0.25mm Durchmesser eingelegt wohingegen der echte Federstahldraht im Hosenträger mit ...mm deutlich dicker ist.

Abhilfe

Da nach ersten Tests (50 Zug-Überfahrten) keine Entgleisung mehr vorkamen sei der Umbau hier kurz beschrieben, der übrigens nicht länger als 5 Minuten pro Weiche dauert:

Die Weichen können nach dem Umbau immer noch aufgeschnitten werden, falls dies tatsächlich jemand vor hat. Im Digitalbetrieb vermeidet man diese Praktik ja ohnehin aufgrund der Kurzschlussgefahr.




Viel Spaß und Erfolg beim Umbau - Schade nur, dass Kato nicht standardmäßig kräftigeren Federstahdraht verbaut





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